„Kunden können sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren“
Omnibus Magazin

„Kunden können sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren“

Interview mit Christian Wilz, Head of Sales & Customer Solutions für Europa und Südamerika bei Daimler Truck Financial Services.

Die Vision von Daimler Truck ist es, führend im nachhaltigen Transport zu sein. Daimler Truck Financial Services stellt hierfür Finanzdienstleistungen für Bus- und Verkehrsunternehmen bereit. Wo geht die Entwicklung hin?

Wir beobachten grundsätzlich im Bereich der Investitionsgüter einen starken Trend hin zu mehr Nutzenprodukten. Wir sprechen hier aus Kundensicht auch von De-Risking-Produkten. Bei Elektrobussen – und sicher später auch bei Wasserstoffbussen – gibt es die Tendenz, dass die Kunden sagen, wir wollen mit unserer Fahrzeugflotte technologisch immer up to date sein. Das geht manchmal soweit, dass auch eine ganzheitliche Lösung präferiert wird, die auch die Ladeinfrastruktur oder die Energieversorgung beinhaltet. Diese Verkehrsbetriebe wollen sich auf ihr Kerngeschäft, den Personentransport, fokussieren und wir als Daimler Buses machen das möglich. Dabei spielt Leasing eine immer wichtiger werdende Rolle.

„Die Risiken, die mit jedem technologischen Fortschritt verbunden sind, kann man beim Leasing ein Stück weit streuen.“

Christian Wilz, Head of Sales & Customer Solutions Daimler Truck Financial Services

Welche besonderen Vorteile für Busunternehmen sehen Sie bei der Nutzung von Leasing?

Ein großer Vorteil ist zum einen, dass die Leasing-Raten als Service-Raten als Aufwand und Kosten in die Gewinn- und Verlustrechnung einfließen, und damit natürlich die Cash-Situation ein Stück weit entlasten. Ein anderer, meiner Ansicht nach ganz großer Vorteil ist, dass ich als Unternehmer aus meinem Geschäft ein Stück weit Risiken rausnehmen, quasi auslagern kann. Es ist schon ein gewaltiger Unterschied, ob ich als Kunde das Risiko nur in meinem Fuhrpark betrachte oder einen Provider nutze, der auf eine viel größere Flotte skalieren kann. Die Risiken, die mit jedem technologischen Fortschritt verbunden sind, kann man also beim Leasing ein Stück weit streuen. Das gilt besonders für die Elektromobilität.

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Oftmals sind ganzheitliche Finanzierungsmodelle gefragt, die neben den Elektrobussen auch die Ladeinfrastruktur oder die Energieversorgung beinhalten.

Wie dürfen wir uns das Auslagern von technologischen Risiken denn vorstellen?

Es geht um die zentrale Frage: Was ist mein Kerngeschäft und in welchen Bereichen bin ich als Busunternehmen bereit, unternehmerische Risiken einzugehen? Wenn mein Kerngeschäft Busreisen sind, habe ich zum Beispiel durch saisonale Schwankungen ja bereits Risiken im Geschäftsmodell inkludiert. Dann muss man sich vielleicht die Frage stellen, will ich die Risiken, die mit neuen Technologien und Infrastrukturlösungen verbunden sind, auch noch mit managen? Und wie viel Volatilität will ich mir als Unternehmen da zumuten?

Gibt es schon ein konkretes Beispiel für solch ein Leasing-Modell für Reiseunternehmen?

Wir beschäftigen uns gerade intensiv mit der Busreisebranche. Hier haben wir bereits während der Pandemie BusStore Flexible Leasing eingeführt, ein flexibles Leasing-Angebot von BusStore für junge Gebraucht-Reisebusse. Die Kunden in Deutschland haben die Möglichkeit, den Bus nach neun Monaten kostenfrei einfach wieder zurückzugeben, ohne dass eine zusätzliche Zahlung fällig wird. Durch solche Lösungen sehe ich eine echte Chance, mehr Flexibilität in die Leasing-Angebote hineinzubekommen.

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Denkbar sind in Zukunft nachhaltige Nutzungskonzepte, die sich über den gesamten Lebenszyklus eines Omnibusses hinweg erstrecken.

Welche weiteren Produkte sind bei Daimler Truck Financial Services geplant?

Was mich derzeit maximal umtreibt, ist ein wahrhaft nachhaltiges – im Sinne von umwelt- und klimafreundliches – Geschäftsmodell. Das hat einmal mit den Emissionen der Fahrzeuge zu tun, zum anderen aber betrifft es den Umgang der Fahrzeuge über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg. Lassen Sie mich etwas ausholen: Im Moment fokussiert man sich sehr stark auf den ersten Nutzenzyklus des Fahrzeugs. Als Bushersteller ist es aber unsere Verpflichtung, nachhaltige Nutzungskonzepte zu entwickeln, die sich über den gesamten Lebenszyklus hinweg erstrecken, und das erfordert auch neue Service-Angebote.

Wie könnten solche Service-Modelle aussehen, bei denen die komplette Lebensdauer eines Busses berücksichtigt wird?

Es ist unsere Verantwortung als Daimler Truck alle Rohstoffe, die über den gesamten Zyklus in einem Bus stecken, optimal zu nutzen, sodass sie nicht verschwendet werden. Das betrifft Material, Energie und auch Arbeitskraft. Konkret heißt das: Wie machen wir das Fahrzeug bestmöglich für unsere Kunden nutzbar? Zum Beispiel versuchen wir, die Fahrzeuge über einen längeren Zeitraum hinweg zu betrachten. Denkbar sind beispielsweise Serviceverträge, die ähnlich wie eine Krankenversicherung, den Bus über den gesamten Lebenszyklus begleiten und nicht nur in den ersten fünf Jahren. Künftig werden wir sicherlich auch verstärkt über Lösungen für ein zweites Leben für Batterien sprechen. Unser Anspruch ist es also, das Thema Finanzierung mit Blick auf das Geschäft unserer Kunden ganzheitlich zu denken. Das schließt im Übrigen auch neue Versicherungsangebote mit ein.

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Auch Lösungen für ein zweites Leben für Hochvoltbatterien können ein Thema für zukünftige Finanzierungsmodelle sein.

„Wir bieten unseren Kunden Zugang zum Beratungsservice von Marsh an, dem weltweit führenden Industrieversicherungsmakler und Risikoberater.“

Christian Wilz, Head of Sales & Customer Solutions Daimler Truck Financial Services

Beim Thema Versicherung denkt man zuerst gar nicht, dass es zur Finanzierung dazugehört. Wie profitieren Ihre Kunden davon?

Unsere Kunden haben ein Interesse, ihr Geschäft auf eine solide und effiziente Grundlage zu stellen. Dazu gehört zum Beispiel auch, die Versicherungsprämien für Fahrzeugflotten gründlich zu analysieren. Damit unsere Buskunden Zugang zu einer professionellen Versicherungsberatung erhalten, arbeiten wir im Rahmen einer Kooperation mit Marsh zusammen. Als der weltweit führende Versicherungsmakler und Risikoberater analysiert Marsh die Versicherungen unserer Kunden und findet Optimierungspotenziale. Wir nennen das Insurance Optimization as a Service.

Marsh ist ein großes, weltweit agierendes Unternehmen. Muss man denn als Busunternehmen eine bestimmte Größe haben, um als Kunde von Daimler Truck den Beratungsservice in Anspruch nehmen zu können?

Wir haben da unterschiedliche Konzepte, je nach Kundengröße. Marsh ist nicht nur auf Großkonzerne fokussiert, sondern bietet ganz im Sinne der Mittelstandsstärkung seinen Service ganz bewusst auch dem Mittelstand an – und auch hier kommt der Nachhaltigkeitsgedanke wieder ins Spiel. Marsh setzt sich nicht nur selbst hohe Ziele in Sachen Nachhaltigkeit, es berät Unternehmen auch bei der Transformation zu Netto-Null-Emissionen. Hierunter fallen nicht nur Konzerne, sondern auch viele mittelständische Unternehmen. Im Rahmen der Kooperation mit Marsh wurde daher ein Konzept für den Beratungsservice entwickelt, das sicherstellt, dass auch kleine und mittelständische Busunternehmen zum Zuge kommen und davon profitieren.

Über Daimler Truck Financial Services

Daimler Truck Financial Services ist als integraler Bestandteil der Daimler Truck AG der Partner für Finanzdienstleistungen im Bus- und Lkw-Bereich und agiert markenübergreifend für Mercedes-Benz Omnibusse und Setra sowie für Gebrauchtfahrzeuge. Das Kerngeschäft ist die Bereitstellung von Finanzdienstleistungen für Kunden von Daimler Truck über eigene und Partnerlösungen. Mit der Geburt von Daimler Truck als eigenständigem Nutzfahrzeugkonzern kann sich Daimler Truck Financial Services Deutschland ganz auf das Investitionsgütergeschäft konzentrieren, das anderen Regeln folgt als das Pkw-Geschäft. Daimler Truck Financial Services Deutschland ist eines der größten Finanz- und Mobilitätsdienstleistungsunternehmen der Nutzfahrzeugindustrie. Lokale Einheiten von Daimler Truck Financial Services gibt es in Großbritannien, Belgien, den Niederlanden, Frankreich, Spanien, Deutschland, Italien und der Türkei sowie in Brasilien, Argentinien, Australien, Südafrika, Kanada, Mexiko, Japan und den USA.